Kultur
Sardinien ist das Land der Nuraghen.
Jeder sieht sie, während er die Insel erkundet, doch oft fragt man sich:
Was genau sind diese Nuraghen? Warum stehen sie da und welchen Nutzen hatten sie? Warum sind sie für Sardinien so besonders?
Nuraghen erzählen die Geschichte der Insel. Sie entstanden zwischen 2.200 und 1.600 v. Chr. zur Zeit der Bonnanaro- und Nuraghenkultur. Das besondere und beeindruckende an diesen Bauwerken ist, dass sie aus enormen Steinen gebaut wurden, welche aufeinandergestapelt einen Turm formen. Da diese Bauten es bis in unsere Zeit geschafft haben, sind sie echte Zeitzeugen. Sie verdienen sicherlich einen Besuch.
Etwa 1050 v. Chr. eroberten die Phönizier die Seeherrschaft im Mittelmeer und begannen um 550 v. Chr. die Insel (besonders die Küsten) zu kolonialisieren. Als dann die Punier um 500 und 238 v. Chr. ebenfalls die Insel belagerten und vor allem im Westen der Insel anfingen mehrere Orte zu errichten, kam es langsam zu einer Verschmelzung der Kulturen und einem Wandel, der die Nuraghenkultur in das Landesinnere verdrängte.
Von ursprünglich 7.000 bis 10.000 Nuraghen auf Sardinien sind noch etwa 3.000 übrig. Hinzu kommen als Zeugnisse der Vorgängerkulturen Dolmen und Galerien wie Corte Noa, Gigantengräber, Menhire, Statuenmenhire, Steinkreise (Ortakis) und heilige Brunnen.
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Doch gäbe es lediglich Reste der Bonnanaro- und Nuraghenkultur, so wäre eine Kulturreise nicht sonderlich aufregend. Schließlich ähneln sich fast alle Nuraghen im Aufbau sehr stark.
Sardinien wurde wie oben beschrieben ebenfalls von Phöniziern, Punier, Römer, Byzantiner und Araber besiedelt. Die Phönizier gründeten Orte wie Bosa, Bythia (Chia), Cagliari, Cornus, Nora, Olbia, Sulki (heute Sant’Antioco) und Tharros.
Nachdem die Phönizier auf die Kupfer- und Silbervorkommen aufmerksam wurden, wurde Sardinien mit der Belagerung der Punier weiter ausgebeutet. Diese machten Sardinien zudem zu ihrer Kornkammer und brachten die Malaria auf die Insel.
Als dann im 2. Punischen Krieg die Punier endgültig geschlagen wurden, begann die 650 Jahre lange Herrschaft Roms, welche einen großen Einfluss auf die Sprache, Infrastruktur und Kultur Sardiniens bis heute hat. Dies machte die Sarden jedoch nicht wirklich glücklicher, denn die neuen Herrscher beuteten die Insel weiterhin hemmungslos aus.
Um 500 n. Chr. kommt Sardinien als Provinz des Exarchats Afrika zum Byzantinischen Reich (Oströmisches Reich), mit einem Judex Provinciae als oberstem Verwalter. Angriffe der Sarazenen können erfolgreich bis in das 19. Jahrhundert abgewendet werden allerdings schaffen es die Angreifer an den Küsten die Siedlungen zu plündern und die Byzantiner und Sarden in das Landesinnere zu vertreiben.
Zur Verteidigung gegen die Horden der Sarazenen errichtete der byzantinische Stadthalter vier eigenständige Wehrgemeinschaften, Judikate genannt, die in die Verwaltungsgebiete Cagliari, Arborea, Torres und Gallura aufgeteilt wurden. Jedem Judikat stand ein Richter vor, der als Stellvertreter des Stadthalters fungierte.
Der Papst befielt anfang des 11. Jahrhunderts die Befreiung Sardiniens vor den Arabern sodass Pisa und Genua sich zu einem Bündnis zusammenschlossen und die Insel vor ihren Belagerern befreiten. Endlich wurde die Insel nicht nur ausgebeutet sondern erhielt einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Pisaner und Genuesen. Mit der Zerschlagung des Römischen Reiches fiel jedoch ein dunkler Schatten über Europa, das dunkle Mittelalter. Ende des 13. Jahrhunderts erhielt König Jakob II von Aragon von Papst Bonifaz VIII die Insel, was für das sardische Volk der Anfang einer 400 Jahre andauernden Unterdrückung war.
Es war die spanische Feudalherrschaft, die dem sardischen Bauern die Acker und Grundstücke wegnahm, ihm jegliche Lebensgrundlage raubte und sozusagen versklavte. Hinzu kamen Siedler aus Spanien auf die Insel und korrupte Beamte in die Verwaltungen. Die intensive Unterdrückung führte zu Hungersnöten und blutigen Aufständen, welche mit brutaler Härte niedergeschlagen wurden. Städte wie Alghero und Cagliari wurden zu spanischen Städten. Sarden durften unter Androhung der Todesstrafe die Städte nicht betreten. Sie wurden in ihrem eigenen Land zu minderwertigen Menschen herabgestuft.
Mit der Übernahme durch das Haus Savoyen Anfang des 18. Jahrhunderts endete die Schreckensherrschaft der Spanier auf der Insel. Leider brachte auch diese neue Herrschaft keine tiefgreifenden Veränderungen hervor, außer dass die kastillische Sprache in die italienische umgeändert wurde.
Als die Insel vor einem wirtschaftlichen Kollaps stand, wurde sie 1847 an Italien angehängt. Es folgte das sogenannte "Risorgimento" welches das zerstrittene Land zu einem großen Italien zusammenschweißen sollte. Leider konnten die Sarden keine Vorteile aus diesem Zusammenschluss ziehen. Die Insel wurde weiterhin von ihrem Mutterland ausgebeutet, es formten sich Räuberbanden, die Malaria herrschte weiterhin und Leid und Elend waren an der Tagesordnung.
Trotz allem, beteiligten sich die Sarden am 1. Weltkrieg und beweisten sich unter allen Italienern gegen die Österreicher und Deutschen als Elite (Brigata Sassari). Allerdings vielen die Zahlen der Gefallenen verhältnismäßig größer aus.
Zur Zeit des Faschismus unter Benito Mussolini nahm Sardinien endlich einen wirtschaftlichen Aufschwung wahr. Der Bergbau wurde vorangetrieben. Bewässerungssysteme und Staudämme wurden erbaut. Endlich konnte auch die Malaria weitgehend besiegt werden, durch die Entwässerung von Sümpfen. Allerdings wurde der Frieden durch alleierte Bombenangriffe gestört, was zur Folge hatte dass Olbia, Porto Torres, Alghero und Cagliari stark zerstört wurden.
Heute ist Sardinien eine autonome Insel, welche politisch zu Italien gehört. Den Tourismus hat die Insel Menschen zu verdanken, die in den 60er Jahren in die Insel investiert- und so den Tourismus angelockt haben. Trotz des kleinen Wohlstandes, den die Sarden seitdem genießen, steht die Insel immer im Schatten des Mutterlandes.
Die sardische Kultur lebt jedoch in jedem Sarden weiter und wird von Generation zu Generation weiter gegeben. Trotz aller Belagerungen und Unterdrückungen gehört die sardische Familie unter den gastfreundlichsten überhaupt.
Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie historische Schauplätze. Treten Sie mit den Einheimischen in Kontakt und Sie werden die Insel und ihre Bewohner, die Sarden, immer im Herzen halten.
Kirchen Sardiniens
Sardinien Doku über die Insel und ihre Kultur

Tharros / OR

Schlacht von Sanluri zwischen dem Hause Aragon und dem Bündnis aus dem Festland